Die Schleierdame (Phallus impudicus var. duplicatus) mit ihrem Spitzenröckchen ruft Entzücken ob ihres Anblicks hervor, beleidigt mit ihrem durchdringenden Aasgeruch aber den Olfaktus auf das Heftigste. Unten hui und oben pfui.
Angenehmer mutet der Damenschwamm an, auch wenn dessen Heringsgeruch nicht jedermanns Sache ist. Die Rede ist vom „Milchbrötchen“, das mit Brot, Milch und Fischen gleich drei biblische Grundnahrungsmittel auf sich vereint.
Die Rede ist vom ↑ Brätling oder Heringsbrätling (Lactarius volemus). Foto: Georg Schabel
Die Herren sollen nicht zu kurz kommen
Dass der Steinpilz (Boletus edulis) als Herrenpilz oder Herrenschwamm bekannt ist, kommt jetzt nicht wirklich überraschend. Ob Namen wie Braunwoidzerl oder Dobernigl für den Feinspeisling ebenfalls den Menschen zuzuordnen sind, ist noch offen.
Aber hier noch ein Herrenschwamm, der als solcher weniger bekannt sein dürfte: Der Gelbstielige Pfifferling, (Craterellus lutescens) wird auch Herrennagel genannt.
Als Herrenpilz oder Herren-Täubling lässt der Grünfelder-Täubling (Russula virescens) grüßen.
Könige aller Trüffeln sind die Schwarze Trüffel (Tuber melanosporum) aus dem französischen Périgord und die noch teurere Weiße Trüffel (Tuber magnatum) aus dem italienischen Alba. Beide werden Herrentrüffel genannt. Vermutlich deshalb, weil nur die reichen Herren sie sich leisten können. Foto →: Wilhelm Schulz
Pilze mit dem Namen von Menschen gibt es (fast) ohne Zahl.
Mensch, (m, lat. Homo sapiens): Aufrechter Säuger mit einer Vermehrungsfähigkeit, die jener der Backhefe recht nahe zu kommen scheint. Hat seine Population in nur 200 Jahren von einer auf fast acht Milliarden Exemplare gesteigert. Ein Ende des „Aufstiegs“ ist einstweilen nicht abzusehen.
Er hält sich 20 Milliarden Hühner, je 1 Milliarde Enten, Gänse, Truthühner, Schweine, Kühe, Ziegen und Schafe als Nutztiere sowie ungezählte Hunde, Katzen, Papageien etc. als Haustiere.
Duldet Igel und Würmer, weil nützlich. Bekämpft hingegen Mäuse, Ratten und Schnecken, weil schädlich.
Erschießt Hase, Fuchs, Reh, Hirsch und Wildschwein, angeblich, um im Wald für Ordnung zu sorgen.
Ist im Gebrauch von Werkzeugen sehr geschickt: Er schafft es mit Hilfe von motorisierten Kettensägen, ein Quantum Urwald in einem Quäntchen Zeit in eine Monokultur zu verwandeln. Die Weiterentwicklung in eine aride Wüste ist dann nur noch eine Frage der Zeit.
Dieser Mensch nun ist in seinen verschiedenen Darreichungsformen Namenspate für zahlreiche Pilzarten:
Als Artist, Bastard, Bergnymphe, Bischof, Blusher, Bouvier, Cäsar, Charbonnier & Charcoal-Burner, Dame (↑), Deceiver, Drachen, Dracula, Dryade, Duivel, Elfe, Engel, Essenkehrer, Fairy, Fee, Feistling, Frau, Gaukler, Gendarm, Gigant, Gipsy, Goliath, Heide, Herkules, Herr (↑), Hexe, Imperator, Isabell, Judas, Jungfrau, Kobold, Kaiser, Kapuziner, Karljohan, Kassandra, König, Lawyer, Leiche, Lorelei, Medusa, Michel, Mörder, Mumie, Narr, Neger, Nonne, Nymphe, Pasterle, Prince, Queen, Ritter, Rotkäppchen, Säufer, Sankt-Katharina, Soldat, Satan, Satyr, Schleierdame, Schornsteinfeger, Schulmeister, Schuster, Sickener, Sirene, Sultan, St. Georg, Teufel, Tippler, Vagabund, Wagenschmierer, Wenzel, Winnetou, Zigeuner, Zitterling und nicht zuletzt der Zwerg.
Nicht nur der Mensch selber,…
… sondern auch seine einzelnen Körperteile, ebenso wie die seiner Mitgeschöpfe, dienten den Pilznamenkreateuren als praktische Namensvorlage. Zu nennen wären hier Arm, Auge, Bart, Bauch, Bein, Blase, Busen, Finger, Fuß, Galle, Gehirn, Haar, Hals, Herz, Kopf, Leber, Lippe, Lunge, Mund, Nabel, Nagel, Nase, Niere, Ohr, Schädel, Schwanz, Zahn und Zeh.
Noch einige Menschennamen auf auswärts: engl. human; ital. uomo; span. hombre; frz. homme; tschech. člověk; niederl. mens; finn. ihminen; ung. ember; poln. człowiek; schwed. människa.
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