Das Ohr ist ein Sinnesorgan bei Mensch und Tier. Damit werden Geräusche aufgenommen und ins Hirn transportiert. In der Pilzkunde geht es vielmehr speziell um die Ohrmuschel. Während die bei den meisten Säugern aktiv bewegt und zur Schallortung eingesetzt werden kann, wurde sie beim Menschen von der Evolution zu einer immobilen Aufhängevorrichtung für Tünnef degradiert. Allerdings war sie für Pilznamen-Erfinder immer wieder inspirierend.
Hier z.B. der Gezonte Ohrlappenpilz (Auricularia mesenterica). Das ist ein gallertiger Holzbewohner mit grob striegeliger Oberfläche. Er wohnt ganzjährig an morschem Pappel-, Eschen- und Ulmenholz. Dabei bevorzugt er feuchte Gebiete und südexponierte Hanglagen. Er drang schon lange vorher als Schwächeparasit in das noch lebende Holz ein. Nach dem Tod des Baumes lebt er noch jahrelang am Stubben oder am liegenden Stamm weiter. Er erzeugt im Holz allerdings eine intensive Weißfäule. Foto: Harry Andersson
Ohrlöffel auf Kiefernzapfen
Der Ohrlöffelstacheling (Auriscalpium vulgaris) ist ein ca 1 cm breiter und bis zu 5 cm hoher Pilz. Er hat einen zähen Stiel und einen seitlich angesetzten Hut. Der Stacheling besiedelt ganz überwiegend abgefallene Kiefernzapfen. Am besten ist es für ihn, wenn diese halb im Boden vergraben sind. Manchmal sind die Zapfen auch ganz vergraben, so dass man nachbohren muss, um seine Wohnung zu finden. Sehr selten nimmt er auch mit Zapfen von Fichte sowie von Douglasie vorlieb. Die Gattung der Ohrlöffelstachelinge ist in Mitteleuropa nur mit dieser einen Art vertreten.
Er wird in etlichen Ländern, wie bei uns, Ohrlöffelstacheling genannt, zumindest sinngemäß: Earpick Fungus (GB), Hydne cure-oreilles (F), Oorlepelzwam (NL) sowie Örtaggsvamp (S). Andere betonen das Substrat, den Zapfen, was folglich lautet: Koglepigsvamp (DK) Konglepiggsopp (N) oder Käpyorakas (FIN). Die Spanier nennen ihn Irto das piñas (etwa: Kiefernborstling).
Nicht zu vergessen das Schweinsohr, dem wir schon im Schweinestall begegnet sind. Und natürlich das Judasohr.
Begriffe:
- Auriscalpium (lat): Ohrlöffel. Das ist ein altes Instrument von Ohrenärzten, von auris = Ohr und scalpere = kratzen, schneiden.
- mesentericus (a, um): gekröseartig, von gr. mesenterion, Gekröse, von mesos und enteron, Eingeweide.
- Ohr (lat. auris, gr. ous, aftí; engl. ear; ital. orecchio; span. oreja; frz. oreille; tschech. ucho; dän. øre; niederl. oor; estn. kõrv; finn. korva; ung. fül; isl. eyra; norw. øre; poln. ucho; port. orelha; serb. uvo; slovak. ucho; sloven. uho; schwed. öra; türk. kulak
- Ohrmuschel (lat. Auricula auris): Endstation des Ohres. Oder der Anfang; je nachdem, aus welcher Richtung man guckt.
Öhrlinge und Öhrchen haben eigene Abteilungen.
0 Kommentare