Cordyceps militaris (Puppenkernkeule)

Apr 1, 2021

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Orangegelbe Puppenkernkeule (Cordyceps militaris)

Kernkeulen im engen Sinne (die Gattung Cordyceps) besetzen eine ganz besonders kleine Nische im ökologischen Gefüge: sie leben ausschließlich auf Gliederfüßern (Arthropoda). Darunter versteht man Insekten und Spinnentiere. Dort greifen sie das Gehirn der Tiere an und übernehmen die Kontrolle über ihren Bewegungsapparat. Sie  veranlassen dadurch die Tiere zu bestimmten Handlungsweisen. Deshalb werden sie im englischen Sprachraum auch Mindcontrol-Killerfungi genannt.  Hier   die  Orangegelbe Puppenkernkeule (Cordyceps militaris). Foto: Wilhelm Schulz

Cordyceps als Vitalpilz in Kultur

Lange war es eine unlösbare Herausforderung. Inzwischen gelingt es aber,  Kernkeulen zu kultivieren.

In der chinesischen Medizin wird Cordyceps als leistungssteigerndes Mittel eingesetzt. Es soll auch die Konzentrationsfähigkeit  steigern sowie gegen Schwäche- und Erschöpfungszustände helfen.

Wirksame Inhaltsstoffe hat man bisher in der tibetischen Raupenkernkeule gefunden. Ob die im Handel erhältlichen Extrakte tatsächlich von diesem Pilz sind, ist mir nicht näher bekannt. Auch nicht, ob in anderen Cordyceps-Arten inzwischen wirksame Inhaltsstoffe gefunden werden konnten.

Kultur und Foto: Walter Haidvogl, pilz-kultur.at.

Cordyceps in Kultur

Die Orangegelbe Puppenkernkeule ist in unseren Gefilden die größte, häufigste und auffälligste Art.

Die Sporen des parasitisch lebenden Pilzes haben zunächst eine Schmetterlingsraupe infiziert. Die Raupe kriecht – vom Pilz dazu gedrängt – in den Boden und verpuppt sich dort. Das Myzel des Pilzes entwickelt sich in der im Boden lebenden Puppe und tötet sie schließlich. Mit der Fruchtkörperbildung kann der Kreislauf indessen von Neuem beginnen.

Eine Schwesterart ist der Tibetische Raupenpilz (Cordyceps sinensis), auch Jartsa Gunbu* oder kurz „Bu“ genannt.

Der wird alljährlich ab Mai für 3 – 4 Wochen von Heerscharen nepalesischer Bauern und Nomaden im tibetischen Hochland gezielt gesucht. Anschließend wird er zu Millionen auf den Märkten verkauft. Für diese Pilzsucher ist der „Bu“  insoferen die wichtigste Einnahmequelle. Der Pilz gilt als Aphrodisiakum sowie als Heilmittel gegen diverse Krankheiten. Reiche Chinesen kaufen ihn auch pfundweise (24.000 € pro kg) und füllen z.B. Hähnchen damit.

Der Pilz befällt die wurzelbohrenden Larven von Motten der in Tibet endemischen  Gattung  Thitarodes. Nach Befall der Larve ernährt sich der Pilz vom Gewebe dieser Raupe. Im Herbst dirigiert der Pilz die Raupe in ihre letzte Ruhestätte. Die liegt nur ein paar Zentimeter unter der Erdoberfläche. Nicht befallene Raupen graben sich im Gegensatz dazu 20 – 50 cm tief in den Boden ein. Nur so können sie den eisigen tibetischen Winter überstehen

*Jartsa Gunbu: wörtlich „Sommergras-Winterwurm“ .

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