Methylcinnamat

Apr 14, 2021

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Duftender Risspilz (Inocybe bongardii)

Zimtsäuremethylester oder Methylcinnamat ist eine hellgelbe sowie wachsartige Substanz mit einem intensiven, ja geradezu aufdringlichen Geruch nach überreifen Birnen, Erdbeeren sowie Balsam. In der Natur ist sie gleichwohl Bestandteil von pflanzlichen Ölen und Harzen. Sie gibt einigen Risspilzen der Sektion Lactiferae ihren ebenso typischen wie unverwechselbaren Duft. Hier z.B. der ↑ Duftende Risspilz (Inocybe bongardii).

Der Stoff ist auch in anderen Pilzen.

Außer im Duftenden Risspilz hat man Methylcinnamat auch im Grünscheiteligen Risspilz (Inolcybe corydalina) sowie im Birnenrisspilz (Inocybe fraudans) festgestellt.  Letzterer hieß ursprünglich Inocybe pyriodora. Diese drei Arten enthalten stattdessen kein Muskarin und sind damit wahrscheinlich auch nicht giftig. Man kann eben nicht alles haben.

Zwischenzeitlich wurde der Stoff auch im → Duftenden Gürtelfuß (Cortinarius torvus) und im Schuppigen Sägeblättling (Neolentinus lepideus) gefunden.

Man gewinnt Methylcinnamat durch Veresterung von Zimtsäure mit Methanol. Der Stoff ist in Wasser nahezu unlöslich, lässt sich aber in Ethanol, Diethylether und Glycerin auflösen.

Duftender Gürtelfuß (Cortinarius torvus)

Im Jahr 1 des Tintling (1996) habe ich mir von einem Chemikalienhandel ein 500-g-Glas des glasig-weißlichen nichts desto trotz aufdringlich riechenden Feststoffes gekauft. Die Idee dahinter war, einen Tintling mit einer typisch duftenden  Risspilz-Seite auszustatten. Etwa so, wie in den Gartenzeitschriften, denen man nebenbei durch Reiben des Papieres Rosenduft entlocken kann. Freilich fand sich bisher keine Druckerei, die das hätte bewerkstelligen können oder wollen. Der Inhalt des (fest verschlossenen !) Glases ist inzwischen bis auf einen marginalen Rest verduftet. Die Chemikalienhandung existiert außerdem nicht mehr.
Man sieht: Nicht alle Ziele erreicht man in einem Leben. Deshalb muss man ja auch mehrere davon durchwaten 😉

Ein wenig Fachchinesisch

  • bongardii: zu Ehren des deutschen Botanikers August Gustav Heinrich von Bongard (1786–1839)
  • corydalinus (a, um), die Hauben­lerche (gr. korydalos) betreffend, wegen der Beschaffenheit des Scheitels.
  • fraudans: trügerisch, von lat. fraudare = betrügen.
  • Lactiferae: Gruppe von Pilzen mit Safthyphen, von Lac = Milch sowie ferre = tragen
  • pyriodorus (a, um, lat.) nach Birnen (pyrus) riechend, daneben von odor = Geruch.
  • torvus: finster; ferner wildaussehend, drohend, schrecklich, grausig.

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