Mondkacke

Apr 3, 2021

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Stäublingsschleimpilz (Reticularia lycoperdon)

In Südamerika, beispielweise in Mexiko, werden verschiedene Arten von Schleimpilzen verspeist. Sie werden dort Caca di Luna genannt. Das heißt auf deutsch Mondkacke. Wie man hört, gelten diese Schleimpilze dort als Delikatessen. Sofern jemand diese Aussage aus eigener Erfahrung bestätigen kann, werden Rückmeldungen dankbar entgegen genommen.
Hier der ↑ Stäublingsschleimpilz (Reticularia lycoperdon). Beide Fotos der Seite sind von Wilhelm Schulz.

Hexenbutter und Drachendreck

Zugegeben sind solche Namen für einen Pilz nicht gerade angetan, um sie unbedingt in der Küche verwerten zu wollen. Auch ist mir niemand bekannt, der diesbezüglich erfolgreiche Versuche gemacht hat. Die Rede ist von der → Gelben Loblüte (Fuligo septica). Die hat ihren Namen von dem Umstand, dass sie auf  gerbsäurehaltigem Holz einer Gerberei in Verbindung mit Gerberlohe besonders üppig wächst.

Der Stäublingsschleimpilz (Reticularia lycoperdon) ist im unreifen Zustand weiß und hat eine gallertige Konsistenz. Um ihn zu einem Nahrungsmittel zu verarbeiten, legt man ihn auf essbare „Epazote“-Blätter. Etwas Salz gibt ihm die notwendige Würze. Danach wickelt man ihn in ein Maisblatt. Anschließend wird das Päckchen am Lagerfeuer in heißer Asche gebacken. Die Garzeit beträgt zwischen 20 und 40 Minuten. Nach dem Garen hat die Mondkacke eine Konsistenz wie elastischer Teig, angeblich vergleichbar mit diversen Käsesorten. Nach dem Auswickeln genießt man sie mit Tortillas. Der Geschmack indessen sei der einer Melange aus Mandeln und Pilzen.
Das jedenfalls sollen Freunde von Bekannten Betroffener behauptet haben.

Lohblüte (Fuligo septica)

Schleimpilze gelten inzwischen nicht mehr als Pilze. Sie sind vielmehr Amöben.

Von den echten Pilzen unterscheiden sich die Schleimpilze (Myxomyceten) unter anderem dadurch, dass sie sich selbstständig fortbewegen können. Sie kriechen als einzelliges, aber vielkerniges Plasmodium auf ihrem Substrat herum, um das dort befindliche Material abzuweiden. Das Prädikat „essbar“ erhalten vor ihren Augen Bakterien, Algen und außerdem Pilze.  Letzteres haben Sie mithin mit menschlichen Mykophagen gemeinsam.
Bei der Reife werden die „Myxos“ sesshaft und entwickeln im Plasmodium Sporen.

Begriffe:
Epazote: Wohlriechender  Gänsefuß (Dysphania ambrosioides)
lycoperdon: Einem Stäubling (Lycoperdon) ähnlich.
Mykophage: Pilzesser, von. gr. mykes = Pilz und gr. phagos = Esser, Fresser. Mancherorts bezeichnet man Mykophagen auch als Magenbotaniker. Das ist aber sachlich falsch, seit den Pilzen (Fungi) ihr eigenes Reich spendiert wurde. Es müsste also allenfalls Magenfunganer heißen.

 

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