Die Auster ist ein empfindungsfähiges Meerestier. Dennoch wird es von Menschen lebendig zerschnitten, mit Zitrone beträufelt und danach roh oral eingeschlürft. Das soll angeblich eine aphrodisierende Wirkung haben. Für die Auster hat es das allerdings bestimmt nicht.
Eine mögliche Alternative zu rohen Austern wäre der ↑ Austern-Seitling (Pleurotus ostreatus) . Foto: Peter Stenzel
Der Pilz lässt sich leicht züchten
In der Natur ist der Austernseitling ein ziemlich munterer Parasit. Seine Wuchsfreudigkeit ist der Grund dafür, dass er unter Laborbedingungen auf sehr verschiedenen Substraten willig wächst. Man kann ihm Stroh geben oder auch Sägespäne. Selbst auf Kaffeesatz und Karton wächst er.
Als Austernpilze, d.h. als Oyster oder Oysterling werden bei den Briten die meisten Pilze genannt, deren Fruchtkörper seitlich und mit reduziertem Stiel am Holz angewachsen sind: Mealy Oyster ist der Holz-Trichterling (Ossicaulis lignatilis), Muschelinge, Stummelfüße und Knäuelinge. Sogar der Orangeseitling (Phyllotopsis nidulans) und die winzigen Liliputseitlinge zum Beispiel – alles Austern.
→ Der Dichtblättrige Liliputseitling oder D. Zwergseitling (Resupinatus applicatus) wird nur 2 – 3 mm ø groß. Er wächst gesellig bis rasig an totem Laubholz, vor allem in der Optimalphase der Vermorschung. Gerne erscheint er an hängenden Ästen und Zweigen von Eiche und Buche. Oft erscheint er unter der losen Rinde. Daher ist er schwer zu entdecken. Indes ist er durchaus recht häufig. Foto: Fredi Kasparek
Giacomo Casanova (1725 – 1798) hielt schriftlich fest, dass mindestens 50 Austern – mit dem eigenen Saft geschlürft – seine Manneskraft stärkten.
Um nicht länger von derlei Unfüglern, pardon, Feinschmeckern gepeinigt zu werden, hat sich die Muschel der Aphrodite aus dem Meer zurückgezogen und sich in einen Austernseitling verwandelt.
Der bietet übrigens dem Keulhorn-Düsterkäfer (Tetratoma fungorum) Lebensraum und ein Dach über dem Kopf. Nur damit es mal erwähnt wurde…
Begriff:
Auster: lat. ostrea; gr. streídi.
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