Carl Ernst Otto Kuntze war ein selbständiger Kaufmann und Fabrikant ätherischer Öle. Somit war er schon früh zu einem komfortablen Wohlstand gekommen. Infolgedessen konnte er es sich leisten, schon mit 30 Jahren Privatier zu werden. Von jetzt an würde er sein Leben ausschließlich der naturwissenschaftlichen Forschung widmen. Er reiste um die Welt. Daraus resultierte 1881 der Reisebericht „Um die Erde“. 7700 Kollektionen hatte er aus aller Herren Länder mitgebracht. Die bearbeitete er später in Berlin und im Kew Garden bei London. Mit 33 beschritt er den zweiten Bildungsweg, indem er von 1876 bis 1878 Naturwissenschaften studierte. Zwei Jahre später promovierte er in Freiburg über die Chinarinde.
Den ↑ Mohrenkopf-Milchling (Lactarius linyotus) hatte er 1891 zu Lactifluus transferiert. Foto: Peter Stenzel
Sein zweibändiges Werk kam in die Kritik
10 Jahre später verblüffte der → Botaniker Kuntze die Fachwelt, indem er seinen Zweibänder mit dem Titel „Revisio generum plantarum“ (1891) vorstellte. In diesem hatte er die botanische Nomenklatur gnadenlos umgekrempelt. Dies tat er in einer Weise und Gründlichkeit, dass Kuntzes Myollegen mit unmissverständlicher Ablehnung antworteten. Doch Otto Kuntze verteidigte seine unorthodoxen Ansichten beharrlich.
1905 war seine Reputation endgültig dahin: Er verlickerte den Männern am Zweiten Internationalen Kongress der Botanik in Wien, dass er selber im Recht sei. Anders ausgedrückt: Die anderen hätten allesamt ihren Beruf verfehlt.
Dennoch reagierten einige Myollegen konstruktiv und äußerten ihre Kritik in einer Form, aus der andere noch etwas lernen konnten. So z.B. anno 1904 der Botaniker Franz Vollmann aus München mit „Bemerkungen zu Otto Kuntzes Nomenclaturae botanicae codex brevis maturus“. Das tat er in der Allgemeinen botanischen Zeitschrift für Systematik, Floristik, Pflanzengeographie 10: 79 – 82.
Pilze zu Ehren von Otto Kuntze:
- Kuntzeomyces Henn. ex Sacc. & P.Syd., eine Brandpilzgattung
- Cellularia kuntzei, ein Porling, von Ernst Jacobashch 1898 in Kuntzes Buch beschrieben.
Pilze, die Otto Kuntze beschrieben oder umkombiniert hat:
- Auricula auricularis, gegenwärtig Auricularia auricula-judae, Judasohr
- Dendrosarcus glandulosus, heute Pleurotus ostreatus, Austernseitling, nebst 5 weiteren Binomen, die den gleichen Pilz darstellen. Sie sind ebenso in der Synonymie verschwunden.
- Granularia dentata, heute Sphaerobolus stellatus, Kugelschneller
- Lactifluus lignyotus, der Mohrenkopf-Milchling, derzeit Lactarius lignyotus (Bild oben)
Martella hystricinum, derzeit Hericium erinaceus, Igel-Stachelbart
Microporus antarcticus, heute Trametes versicolor, Schmetterlings-Tramete (+ drei weitere)
Phalloboletus esculentus, derzeit Morchella esculenta, Speisemorchel - Pocillaria cryptarum, heute Neolentinus lepideus, Schuppiger Sägeblättling, und weitere vier Binomen, die den gleichen Pilz darstellen. Sie sind ebenfalls längst synonymisiert
- Scindalma obliquun, aktuell Inonotus obliquus, Schiefer Schillerporling, Chaga
- Pocillaria umbellata, heute Polyporus umbellatus, Eichhase
- Scindalma marginatum, aktuell Fomitopsis pinicola, Rotrandiger Baumschwamm
- Schizophyllum alneum, derzeit Schizophyllum commune, Spaltblättling
- Scindalma japonicum, derzeit Ganoderma lucidum, Glänzender Lackporling
Otto Kuntze starb zwei Jahre nach dem Eklat in Wien, am 27. Januar 1907, in seiner Wahlheimat San Remo.
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