Nachtrag zum Porträt des Gold-Samthäubchens ↑ (Conocybe aurea) in Tintling 1/2002.
Ende März 02 erhielt ich {Fredi Kasparek} von Herrn Hübner, Kaufbeuren-Neugablonz, einen Leserbrief mit einer hochinteressanten Information zum Gold-Samthäubchen, die ich Ihnen zur Kenntnis und zur Diskussion weiter geben möchte.
Haare am Stiel
Herr Hübner stellte bei allen überprüften Kollektionen an den Stielen neben den gut bekannten kopfigen (lecythiformen) Kaulozystiden zusätzlich bis zu 300 x 3 µm lange lange Haare und weitere verschieden gestaltete Elemente fest. Herr Hübner kennt und findet diese Art schon seit Jahren in ähnlichen Biotopen wie im Porträt angegeben. Seiner Bitte, doch einmal meine Aufsammlung auf dieses bislang noch unbekannte Merkmal hin zu überprüfen, kam ich gerne nach.
Auch meine Nachuntersuchung zeigte die langen, haarigen Elemente am Stiel. Der Gattungsspezialist A. Hausknecht, dem Hübner von dem Phänomen berichtete, konnte am Neotypus C. aurea J. Schaeffer ebenfalls zahlreiche haarige Kaulozystiden nachweisen.
Sollten jedoch die hier zur Diskussion stehenden haarförmigen Kaulozystiden bei künftigen Bestimmungen weiter nachgewiesen werden, dürften diese als konstantes Merkmal betrachtet werden. Infolge dessen müsste C. aurea in zukünftigen Conocybe-Schlüsseln im Teilschlüssel der Mixtae-Gruppe (Arten mit kopfigen und haarförmigen Kaulozystiden) berücksichtigt werden. Weitere Korrekturen im Conocybe-tenera-aurea-Komplex wären dann unvermeidlich.
→ Porträt von Conocybe aurea im Tintling
Wie so oft in der Pilzkunde kann eine kleine Ursache also weit reichende Korrekturen nach sich ziehen. Dem Amateur stellt sich sicher die Frage: Wie konnte ein derart auffälliges Mikromerkmal, das bei 100facher Vergrößerung sofort ins Auge fällt, so lange übersehen werden? (Wenn es sich denn als konstant herausstellen sollte).
Conocybe-Bearbeiter,
die die Kaulozystiden „nur“ unter 1000facher Vergrößerung lokalisieren und vermessen, mussten scheitern, weil die ungewöhnlich langen Haare entweder übersehen oder fehlgedeutet wurden. Den eindringlichen Appell M. Enderles, Punkt 6 der „Hinweise zur Bestimmung von Conocyben (Z.Mykol, 1996), hat wohl kaum jemand praktiziert. (Ausnahme: J. Hübner!).
Finder dieser sehr schmucken Art werden gebeten, künftig den ganzen Stiel nur mit dem 10fachen Objektiv (=100fache Vergrößerung bei 10fachem Okular) nach evtl. vorhandenen haarigen Kaulozystiden und anderen Elementen abzusuchen. Nur so können die bisherigen Erkenntnisse zum Gold-Samthäubchen C. aurea gefestigt oder zerstreut werden.
Mein Dank gilt Herrn Hübner für die für mich neue und interessante Information.
Fredi Kasparek, 45699 Herten
Abdruck aus dem vergriffenen Tintling 31 (Heft 2/2002)
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